Kommunique
DIE STIMME DER REGIONEN:
ENERGIE WENDE POSITIV GESTALTEN !
Kommuniqué für die dezentrale Energiewende
Die Energiewende in Deutschland ist ein großer Erfolg und wird von 90 % der Bevölkerung befürwortet. Sie ist neben dem erforderlichen Beitrag zum weltweiten Klima- und Ressourcenschutz die Chance für eine erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung und dauerhafte Versorgungssicherheit. Die Energiewende in Deutschland entwickelt sich aufgrund der physikalischen Eigenschaften der erneuerbaren Energien weitestgehend in dezentralen Strukturen.
Regionen übernehmen bereits jetzt zusammen mit dem Bund und den Ländern eine große Verantwortung in der Umsetzung der Energiewende. Sie wollen sich auch weiterhin mit viel Engagement einsetzen. Regionale Akteure müssen dabei in ihrer wichtigen Rolle als Betroffene, Gestalter und Umsetzer anerkannt und aktiv in die politische Diskussion und Entscheidungsfindung einbezogen werden. Auch die Gesetzgebungsprozesse müssen diesem Anspruch genügen.
Gleichzeitig ist die Energiewende ohne die breite Unterstützung der Bevölkerung nicht umsetzbar. Sie ist der Schlüssel zur Erhaltung einer lebenswerten (Um-)Welt, die von den Menschen vor Ort entscheidend mitgestaltet wird. Sie ist der Schlüssel für eine nachhaltige Regionalentwicklung, die insbesondere in strukturschwachen Regionen eine wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht. Gefordert wird ein schneller und konsequenter Ausbau der Erneuerbaren Energien. Ziel muss die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien im Strom-, Wärme- und Verkehrsbereich sein.
Das Kommuniqué wurde in einem bundesweiten Dialog von regionalen Akteuren erarbeitet und wird vom nationalen Netzwerk der 100ee-Regionen und seinen Unterstützern getragen. Dazu gehören Kommunen, Landkreise, Stadt und Regionalwerke, Energiegenossenschaften sowie aktive Bürger, Wissenschaftler, Organisationen und Unternehmen. Die energiepolitisch besonders aktiven Regionen umfassen inzwischen Hunderte Kommunen, Landkreise und Städte in Deutschland, in denen mehr als 40 Mio. Menschen leben. Das Kommuniqué spiegelt die umfassenden Erfahrungen aus sechs bundesweiten 100ee-Regionen-Jahreskonferenzen mit insgesamt mehr als 160 Fachforen und 3.000 aktiven Teilnehmern wider.
Energiewende regional und dezentral entwickeln
Die angestrebten hohen Versorgungsanteile erneuerbarer Energien bedingen die konsequente Nutzung regionaler Potenziale. Regionale Akteure verfügen über das dazu notwendige Know-how und effiziente Umsetzungsstrukturen vor Ort. Zentrale Versorgungsoptionen wie die Windenergienutzung auf See oder Solarenergie aus der Sahara können hingegen nur begrenzte Anteile liefern und erfordern darüber hinaus einen massiven Ausbau des Höchstspannungsnetzes. Die zukünftige Deckung des Energiebedarfs mit dem Ziel einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien (Wärme, Strom, Mobilität) wird sich deshalb schwerpunktmäßig auf die regional vorhandenen erneuerbaren Ressourcen sowie die Erschließung von Effizienzpotenzialen stützen. Dies erfordert den konsequenten Ausbau der dezentralen erneuerbaren Energien mit hohen jährlichen Zubauraten. Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Energien sind in Deutschland ausreichend vorhanden, auch in städtischen Ballungszentren können durch Stadt-Umland-Kooperationen nachhaltige Versorgungslösungen entwickelt werden. Die verfügbaren regionalen Potenziale müssen unter aktiver, auch wirtschaftlicher, Beteiligung der Bürger konsequent und mit hohem Zubautempo erschlossen werden. Die politischen Rahmensetzungen und Förderrichtlinien müssen dies ermöglichen.
Kommunen stärken und besser einbinden
Kommunen sind bereits seit Langem als bürgernächste Ebene mit Vorbildfunktion in der dezentralen Energiewende aktiv: von der Planung, Errichtung und Nutzung erneuerbarer Energiequellen über das Energiesparen, eine klimafreundliche Beschaffung oder kommunal vorbildhafte Verkehrspolitik und Bauleitplanung bis hin zu ihrer Funktion als Plattform für Informations-, Beratungs- und Förderangebote. Sie tragen mit ihrer Kompetenz und ihren Aktivitäten maßgeblich zum Erfolg der Energiewende bei. Kommunen müssen stärker als Partner in Energiewendeprozesse und Gesetzgebungsverfahren einbezogen werden. Hierfür ist eine bessere Ausstattung mit Personal und finanziellen Mitteln notwendig.
Regionale Wertschöpfung als Leitprinzip verankern
Mit regionaler Wertschöpfung wird regionales Kapital in die mittelständische Wirtschaft sowie in regionale Produkte und Dienstleistungen investiert, wodurch vor Ort Wirtschafts- und Beschäftigungseffekte initiiert und kommunale Haushalte entlastet werden. Wichtig ist, Wertschöpfungsketten in den Regionen möglichst so zu gestalten, dass das Vermögen in den Regionen verbleibt. Chancen für die regionale Wertschöpfung ergeben sich durch regionale Wirtschaftskreisläufe und die Einbeziehung von Bürgern und mittelständischen Unternehmen, die regionale Energie sowohl erzeugen als auch konsumieren. Die Rahmenbedingungen (z. B. Ausschreibungsmodelle] dürfen die Märkte für regionale Wertschöpfung nicht zerstören.
Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor integrieren
Die Energiewende muss neben der Strom- auch eine Wärme- und Mobilitätswende sein sowie Fragen der Verbrauchsvermeidung umfassen. Erst die Integration der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr mit dem Energieträger Strom als zentralem Element wird den Erfordernissen und Eigenschaften der erneuerbaren Energien gerecht. Die überwiegenden Erzeugungsanteile stammen dabei aus Sonne und Wind, wobei auch die übrigen Erneuerbaren, wie Biomasse, Umwelt- und Erdwärme sowie Wasser, ihren Beitrag liefern müssen. Beim Zusammenwachsen des Strom-, Wärme- und Verkehrssektors können Verfahren wie „Kraft-Wärme-Kopplung“, „Power to Heat“ und „Power to Gas” sowie Stromspeicher wichtige Beiträge leisten. Wir fordern eine umfassende Energiewende, die neben dem Wachstum (Ausbau der erneuerbaren Energien und Effizienztechnologien) auch Vermeidung und Reduktion der Verbräuche berücksichtigt. Auch Restriktionen und der kurzfristige Ausstieg aus Risikotechnologien und klimaunverträglichen Ressourcen, wie der
Braunkohle, sind hierfür notwendig.
Deutschland als Energiewende-Technologiestandort erhalten
Deutschland ist Vorreiter und Technologieführer im Bereich nachhaltige Energieversorgung und Energieeffizienz und genießt weltweit eine hohe Anerkennung. Insbesondere die mittelständische Wirtschaft mit ihren hochwertigen Produkten und Dienstleistungen arbeitet erfolgreich an einem weltweit nachhaltigen Umbau der Energiesysteme. Die Technologieentwicklung erfolgt unter einem wachsenden internationalen Wettbewerb, wobei die Bedeutung der heimischen Märkte auch als Schaufenster zunehmend wichtiger wird. Für die weitere Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen ist es entscheidend, auch zukünftig in dynamisch wachsenden heimischen Märkten ihre Erzeugnisse in Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen, praxisnahen Anwendern und Netzwerken kontinuierlich weiterzuentwickeln. Dieser mittelständische Entwicklungsansatz für einzelne Komponenten, Anlagen und ganze Versorgungssysteme stellt eine wichtige Basis für den zukünftigen Wohlstand dar, der nicht durch begrenzende Ausbaudeckel gefährdet werden darf.
Regionale Energiemärkte aufbauen
Benötigt wird eine neue Energiemarktordnung, in der erneuerbare Energien im Zentrum stehen und die sowohl den Elektrizitäts- als auch den Wärmesektor umfasst. Weil Sonne und Wind fluktuierend sind, muss das Energiesystem insgesamt auf Flexibilität ausgelegt sein. Weiterhin muss eine neue Energiemarktordnung auch externe Kosten abbilden, um die bisherige Ungleichbehandlung von erneuerbaren Energien gegenüber fossilen und atomaren Energieträgern aufzuheben. Erforderlich sind eine Stärkung der regionalen Energievermarktung, verlässliche, an sinkenden Kosten orientierte Vergütungen, der weitere Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung sowie die schrittweise Markteinführung von Lastmanagement und Energiespeichern.
Positive Energiewendekultur entwickeln
Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe mit vielfältigen Veränderungsprozessen. Sie benötigt deshalb auch weiterhin eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und Akteure mit starker Motivation, Mut und Durchsetzungskraft. Dazu ist es notwendig, möglichst breit und umfassend die langfristigen Ziele, Hintergründe und Alternativlosigkeit der Energiewende zu kommunizieren. Vermittelt werden muss sowohl Fachwissen als auch eine positive Kultur der Veränderung. Es geht also um Kopf und Herz. Die Transformation der heutigen Kulturlandschaft in eine integrierte Energielandschaft gilt es durch verschiedene Dialog- und Prozessformen aufzuzeigen, um die Akzeptanz zu steigern. Angeboten wird, diese positive Energiewendekultur gemeinsam mit der Bundes- und Landesebene zu formulieren und mit den Kommunen und gesellschaftlichen Gruppen aktiv auszugestalten und umzusetzen.
Das Kommuniqué wurde in einem bundesweiten Dialog von regionalen Akteuren erarbeitet und wird vom nationalen Netzwerk der 100ee-Regionen und seinen Unterstützern getragen. Dazu gehören Kommunen, Landkreise, Stadt- und Regionalwerke, Energiegenossenschaften sowie aktive Bürger, Wissenschaftler, Organisationen und Unternehmen. Die energiepolitisch besonders aktiven Regionen umfassen inzwischen Hunderte Kommunen, Landkreise und Städte in Deutschland, in denen mehr als 40 Mio. Menschen leben. Das Kommııniqué spiegelt die umfassenden Erfahrungen aus sechs bundesweiten 100ee-Regionen-Iahreskonferenzen mit insgesamt mehr als 160 Fachforen und 3.000 aktiven Teilnehmern wider.
"Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen es in sich selbst zu entdecken." (Galileo Galilei)